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Wieso die Biodiversität auch für Unternehmen wichtig ist!

Themenfeld «öbu-Themenschwerpunkt: Biodiversität und Unternehmen»
- Die gemeinsame Abschlusserklärung an der Biodiversitätskonferenz in Montreal gilt als Durchbruch. Doch um das tragische Massensterben aufzuhalten, braucht es schnelle, konkrete und vor allem verbindliche Massnahmen. Auch Unternehmen sind gefragt. Lesen Sie hier mehr über die Ergebnisse der COP 15 und was Sie in Ihrem Unternehmen für die Biodiversität tun können.

Neben der allgegenwärtigen Klimakrise gerät oft in Vergessenheit, dass einhergehend mit ihr auch eine Biodiversitätskrise mit schwerwiegenden Folgen ihren Lauf nimmt. Erst vor Kurzem warnte der WWF Schweiz im Living Planet Report, dass seit 1970 die untersuchten Bestände von Fischen, Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien um 69 Prozent zurückgegangen sind.

Bereits 2019 zeigte auch der Weltbiodiversitätsrat (IBPES) auf, dass eine  Millionen Arten vom Aussterben bedroht sind. Der Vorsitzende des Weltbiodiversitätsrat, Robert Watson, sagte damals mit klaren Worten: “Wir erodieren global die eigentliche Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität."

Der Rat traf eine sehr eindeutige Aussage: Die Weltgemeinschaft müsse sich dringend von wirtschaftlichem Wachstum als zentralem Ziel ab- und nachhaltigeren Systemen zuwenden.

Worauf warten wir also noch?

„Ökosysteme sind zu Spielbällen des Profits geworden.“ Mit diesen Worten eröffnete UN-Generalsekretär António Guterres die vergangene Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen COP 15 im Dezember 2022 in Montreal. Damit verdeutlichte er einerseits das Problem und gab zudem auch eine Lösung vor: Ökosysteme dürfen nicht länger wirtschaftlichen Interessen  zum Opfer fallen. 

Vertreter:innen von 196 Staaten verhandelten auf der COP 15 rund zwei Wochen, um ein neues Abkommen für die Artenvielfalt zu erreichen. Gerade aber an den Finanzen drohten die Verhandlungen in Montreal am Ende zu scheitern. Entwicklungs- und Schwellenländern forderten deutlich mehr finanzielle Unterstützung von reicheren Ländern, um wirtschaftliche Ausfälle auszugleichen. Aus Protest wurden die Verhandlungen zeitweise sogar unterbrochen. Trotz langem Hin und Her kam es am Ende zu einer Abschlusserklärung. 

Was kam heraus?

Die Abschlusserklärung sieht vor, bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Insgesamt soll es zudem mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt geben: Bis 2025 sollen reichere Länder ärmeren Ländern rund 20 Milliarden jährlich als Unterstützung auszahlen. Auch die Rechte indigener und lokaler Bevölkerungsgruppen sollen gestärkt werden. 

Doch reicht das? Die Meinungen gehen hier auseinander. Während der Umweltbotschafter der Schweiz, Franz Perrez, von einem Durchbruch spricht, sind Umweltverbände gespaltener Meinung. Konkret wird kritisiert, dass es keine verbindlichen Mechanismen gibt, um Staaten oder auch Unternehmen in die Rechenschaft zu ziehen, falls Ziele nicht erreicht werden. 

Was hat das mit der Wirtschaft und Unternehmen zu tun?

Obwohl immer mehr Unternehmen auf Nachhaltigkeit setzen - in vielen Fällen auch weil sie müssen - steht Biodiversitätsförderung weiterhin nicht im Fokus. Unternehmen fokussieren sich vor allem auf Massnahmen im Bereich Klimaschutz oder auch Klima-Anpassung, nachhaltige Wertschöpfungsketten, dem Einsatz von erneuerbaren Energien oder auch Kreislaufwirtschaft. 

Auch wenn sie ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Wirtschaftens sind, erhalten Vorgaben zum Schutz der Biodiversität wenig Beachtung. Eine Untersuchung der World Benchmarking Alliance prüfte 400 Unternehmen und fand heraus, dass nur 5 Prozent ihren Einfluss auf die Natur überhaupt einmal analysiert hatten. 

Und das obwohl rund 40 Prozent der Weltwirtschaft auf Naturprodukte und biologischen Prozessen basieren (laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP). Schätzungen der OECD  zufolge verlor die Welt bis zu 20 Billionen US-Dollar jährlich an Ökosystemleistungen aufgrund von Änderungen in der Landnutzung und bis zu 11 Billionen US-Dollar jährlich aufgrund von Landverschlechterung.

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Es steht damit ausser Frage, dass die Berücksichtigung der biologischen Vielfalt in Unternehmen dazu beiträgt, die festgelegten Biodiversitätziele der Weltgemeinschaft zu erreichen. Im Unternehmen bewusst Platz für die Natur zu machen, fördert ausserdem Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden und der umliegenden Gemeinschaft. 

Unternehmen können die Biodiversität beeinflussen, bspw. durch die Bewirtschaftung von Flächen oder durch die Abgabe von Schadstoffen aus der Produktion in die Umwelt. Je nachdem, mit welchen Ansprüchen sie betrieben werden, können Wirtschaftszweige wie der Rohstoffabbau oder Landwirtschaft positive oder negative Auswirkungen auf Ökosysteme haben. 

Möchten Sie in Ihrem Unternehmen etwas für die Biodiversität tun? 

  • SwissBiz4Nature ist eine kollaborative Plattform für Schweizer Unternehmen, die sich gemeinsam für den Schutz der Natur einsetzen wollen. Die Plattform zeigt Unternehmen auch auf, wie sie ihre betrieblichen Risiken verringern und neue Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich entwickeln können.
  • «Mission B» hat zum Ziel, die Biodiversität in der Schweiz zu fördern und möglichst viele biodiverse Flächen dazuzugewinnen. Hier können alle mitmachen. Ganz egal ob im Garten, auf dem Flachdach oder vor dem Fenster. Sie möchten sich beteiligen? Machen Sie Platz für die Natur und melden Sie Ihr Engagement hier.
  • Das “nature program” des WBSCD bündelt alle Bestreben des WBCSD zum Schutz und zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Ökosystemen. Das Programm stützt sich auf mehr als 20 Jahre Erfahrung des WBCSD und seiner Mitglieder in den Bereichen Wirtschaft und biologische Vielfalt sowie Bewertung von Ökosystemleistungen durch Unternehmen.
  • “Business for Nature” ist eine globale Koalition, die Wirtschafts- und Naturschutzorganisationen sowie zukunftsorientierte Unternehmen zusammenbringt. Die Koalition steht als eine glaubwürdige Stimme der Wirtschaft für die Natur und fordert Regierungen auf, Massnahmen zu ergreifen, um den Naturverlust in diesem Jahrzehnt umzukehren.

Kontakt:

Anna-Maria Leo
Kommunikation öbu
leo@oebu.ch

(Quelle: Pixabay / Rambold Heiner

Ein öbu-Beitrag

Autorin: Anna-Maria Leo