COP29: Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Moritz Meyer vom Impact Hub Zürich
Wie bei den Fortsetzungen vieler erfolgreicher Filme enttäuscht bei meiner 3. Klimakonferenz die Handlung. Die Erfahrung wird jedoch durch eine fantastische Besetzung gerettet.
COP29 – blockierte Verhandlungen und fehlendes Sonnenlicht
Ein Jahr nachdem in Dubai die Abkehr von Fossilien Brennstoffen beschlossen wurde, gastiert die 29. Conference of the Parties (COP) in Baku, jenem Ort, an dem 1846 das Erdölzeitalter mit dem ersten Ölbohrloch seinen Anfang nahm.
Die Erfahrung lehrt, bei jeder COP fehlt etwas. In Sharm El-Sheikh war es Trinkwasser, in Baku das Sonnenlicht. Jeder Tag spielte sich in fensterlosen Räumen und vom Neonlicht erhellten Gängen ab, ganz so als ob man uns vergessen lassen wollte, dass wir nicht um Textpassagen, sondern die Natur und Menschen da draussen kämpften.
Viel stand dabei auf dem Spiel, u.a. wie Emissionen wirksam reduziert werden können. Doch wie schon die letzten Jahre, blockierten Länder wie Saudi-Arabien die Verhandlungen wo sie nur konnten. Indem sie ihre Zustimmung für jeglichen Textentwurf verweigerten, konnte es auch keine Diskussion geben.
Verschieben von Verhandlungszielen – gemeinsamer Frust und tröstender Beziehungsaufbau
Nach einer Woche waren sie am Ziel, die Verhandlungen zur Minderung sollten ergebnislos auf das nächste Jahr verschoben werden. Ich sah, wie Verhandler nach Verkündung der Entscheidung in Tränen ausbrachen, weil ihnen klar war, was ein verlorenes Jahr für Mensch und Natur bedeutet.
Meine Tränen mussten ebenfalls getrocknet werden, doch anders als in früheren Jahren hatte ich Menschen um mich, die mich auffingen. Versank ich vor 2 Jahren noch in der anonymen Masse, so konnte ich über Konferenzen hinweg belastbare Beziehungen aufbauen. Fast jeder erlebt während dieser zwei Wochen seinen persönlichen Tiefpunkt und dann hilft es enorm nicht allein zu sein.
Auch die Schweizerische Zivilgesellschaft ging einen wichtigen Schritt mit symbolischer Wirkung. Sie nominierte die Schweiz für den Fossil of the Day, einem Preis für Länder für unambitioniertes Verhalten. Am Ende wurde es ein 2. Platz dafür, dass nicht mehr Franken für die Klimafinanzierung zur Verfügung gestellt werden.
Grosse Enttäuschung über die getroffenen Finanzziele für 2035
Denn das war das grosse Ziel der Konferenz, ein neues Finanzziel für 2035 zu finden. 250 Mrd. $/Jahr wurde nach zwei Wochen von entwickelten Ländern geboten, worauf hin manche Länder mit einem Abbruch der Verhandlungen drohten. Sie forderten mindestens das 6-fache.
Am Ende standen 300 Mrd. $/ Jahr im Abschlusstext und niemand war glücklich. Jemand sagte zum Schluss, sie war noch nie an einem Ort, an dem alle einfach nur wieder wegwollten. Ich fand das passend. Nun ruhen unsere Hoffnungen auf der COP30 in Brasilien.
COP30 in Brasilien: Ein hoffnungsvoller Ausblick
Die COP30, die 2025 in Brasilien stattfindet, könnte einen entscheidenden Wendepunkt im globalen Kampf gegen den Klimawandel darstellen, denn mit seiner beeindruckenden Biodiversität und dem Amazonas-Regenwald, ist Brasilien ein Symbol für die Notwendigkeit, sowohl den Klimaschutz als auch den Erhalt der natürlichen Ressourcen in den Mittelpunkt internationaler Verhandlungen zu rücken.
Der Amazonas, als "Lunge der Erde", spielt eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels, und die COP30 wird voraussichtlich einen verstärkten Fokus auf den Schutz dieser wichtigen Region legen.
Auch die Frage der Klimagerechtigkeit, verbindliche Emissionsziele und Anpassungen an den Klimawandel mit resilienter Infrastruktur werden vermutlich heiss diskutierte Themen an der COP30 in Brasilien sein. Ich bleibe zuversichtlich, dass ich in einem Jahr einen positiveren Erfahrungsbericht schreiben kann – mit konkreten Fortschritten und einem klareren Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft.
Bilder: Moritz Meyer
Ein Erfahrungsbericht von:
Moritz Meyer, Impact Hub Zürich