
Kreislaufwirtschaftsinitiative «Wiederverwendung in der Bauindustrie»
Die Bauindustrie gehört zu den grössten Verursachern von Rohstoffverbrauch, Abfall und CO₂-Emissionen in der Schweiz. Weltweit entfallen 37 % der Treibhausgasemissionen auf die Produktion von Baumaterialien.
Eine konsequente Kreislaufwirtschaft schont nicht nur Ressourcen, sondern kann auch den CO₂-Ausstoss der Bauindustrie erheblich verringern. Wiederverwendung in der Praxis umzusetzen ist ein zentraler Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft. Dafür braucht es neue Ansätze und Kollaborationen, um zirkuläre Lieferketten zu schaffen.
Die öbu-Initiative „Wiederverwendung in der Bauindustrie“ setzt sich für eine funktionierende Wertschöpfungskette von Re-Use Baumaterialien ein.
Ziele der Initiative
Die Initiative verfolgt ein klares Ziel: den Aufbau einer starken Allianz entlang der gesamten Lieferkette, die Re-Use-Bauteile vom Rückbau bis zum Wiederverkauf ermöglicht.
Dazu gehören:
- die Entwicklung eines tragfähigen Business Cases für Re-Use-Bauteile,
- der Aufbau eines Logistiksystems für Rückbau, Lagerung und Vertrieb,
- die Standardisierung von Qualitäts- und Bewertungsverfahren,
- die Einführung digitaler Produktpässe (DPP) für mehr Transparenz und Nachverfolgbarkeit,
- die Optimierung von Prozessen wie Oberflächenaufbereitung, Zertifizierung und Versicherungslösungen,
- sowie Lebenszyklusanalysen (LCA) zur quantitativen Bewertung der Umweltwirkung.

Aktuelle Fokuspunkte
Aktuell arbeitet die Initiative an mehreren entscheidenden Hebeln, die die Wiederverwendung in den Mainstream der Bauindustrie bringt:
- Zwischenlagerung: Aufbau eines Systems mit verfügbaren Flächen in der ganzen Schweiz.
- Versicherung: Entwicklung von Lösungen, die die Wiederverwendung rechtlich und wirtschaftlich absichern.
- Geschäftsmodelle: Etablierung zirkulärer Modelle für Unternehmen entlang der Lieferkette, vom Rückbauunternehmen über Zwischenlager bis hin zu Architekturbüros und Bauherren.
- Digitalisierung: Enge Zusammenarbeit mit GS1 zur Verknüpfung von Bauteilen über digitale Produktpässe – für mehr Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Professionalität.
- Allianz-Erweiterung: Gewinnung neuer Partner:innen, um die zirkuläre Lieferkette weiter auszubauen und zu festigen.
Meilensteine und Erfahrungen

Seit dem Kick-off im Jahr 2021 hat die Initiative bereits entscheidende Fortschritte erzielt. Über 30 Allianz-Partnerschaften wurden aufgebaut, ein Roundtable bei der EMPA/NEST diente zur Sondierung des Brancheninteresses und führte zur Gründung einer offenen Arbeitsgruppe, die seither stetig wächst.
Dank der Förderung durch sieben CBI Booster-Projekte konnten konkrete Hindernisse identifiziert und erste Lösungen umgesetzt werden, etwa bei den Themen Qualitätssicherung, Oberflächenbehandlung oder Logistik. Zudem begleitet öbu mittlerweile zehn Demo-Projekte, die die Wiederverwendung von Stahlprofilen und anderen Tragwerkbauteilen in der Praxis erproben.
Diese Erfahrungen haben gezeigt: Die Wiederverwendung ist technisch machbar und ökologisch sinnvoll. Was es nun braucht, sind verlässliche Rahmenbedingungen und ein koordiniertes Vorgehen aller relevanten Akteur:innen.
Unterstützer:innen

Zu den Partnern gehören unter anderem:
metal.suisse, Cirkla, Zirkular, Matériuum, Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS), Salza, ETH Departement Bau, Umwelt und Geomatik, RE-WIN, Amt für Umwelt und Energie (Bern), useagain, Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG.
Mitwirken und Vernetzen
Die Initiative lebt vom Engagement und der Expertise vieler Beteiligter. Mitmachen können Sie auf vielfältige Weise:
- durch den fachlichen Austausch in der Erfahrungsgruppe (ERFA) «Wiederverwendung in der Bauindustrie», durch die Bereitstellung von Abrissprojekten oder Lagerflächen, durch die Teilhabe an Pilotprojekten und Diskussionsforen,
oder ganz einfach durch Vernetzung über unsere LinkedIn-Community.
Ihre Kontaktpersonen
Alberto Cerri,
Projektleiter Kreislaufwirtschaft bei öbu,
cerri(at)oebu.ch
Luna Sonia Sagasser,
Projektmitarbeiterin Kreislaufwirtschaft bei öbu,
sagasser(at)oebu.ch

(Bildquelle: Pexels)