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Nachruf auf Josias «Jos» F. Gasser (1952 – 2025) - Ein Pionier des nachhaltigen Wirtschaftens

- «Jos», der optimistische, ungestüme, für Nachhaltigkeit engagierte Unternehmer, Politiker, und im besten Sinne «Weltverbesserer» - nicht mehr unter uns? Josias F. Gasser verstarb Anfang Oktober 2025 wenige Tage nach einer Hirnblutung.

Jos Gasser war ein erfolgreicher Unternehmer – und er war ein Visionär, der früh erkannte, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung zueinander gehören. Der erste Report des Club of Rome hatte ihn schon früh beeindruckt und geprägt. Mit seiner Firma «Gasser Baumaterialien AG» war er 1991, kurz nach Gründung der öbu, in unseren Verband eingetreten.

Früher als die meisten begann er, Nachhaltigkeit im Unternehmen umzusetzen. So verankerte er 1997 Nachhaltigkeit im Sinne des Brundtland-Berichts im Leitbild seines Unternehmens. Seine Überzeugung war klar: Eine Wirtschaft, die unseren Lebensgrundlagen nicht Sorge trägt, macht sich selbst kaputt. Diese Grundhaltung prägte sein unternehmerisches Handeln ebenso wie sein gesellschaftliches und politisches Wirken. So engagierte sich Jos viele Jahre im Verein «Ö-plus», der lokale Produkte und «kurze Wege» von Produktion zu Konsum in Graubünden förderte. Und er motivierte den Schreibenden im Jahr 1998, im Rahmen von Ö-plus ein Nachhaltigkeits-Label für die Hotellerie zu erarbeiten – den heutigen, schweizweiten «ibex» (Steinbock).

Jos wurde Mitgründer der Grünliberalen Partei Graubünden und schaffte 2011 die Wahl in den Nationalrat. Denn er wollte auch politisch ökologische und wirtschaftliche Anliegen zusammen denken, besonders zu Energiepolitik und umweltverträglichem Bauen. Der Kanton Graubünden war ihm zeitlebens ein Anliegen. Sichtbar ist dies heute ebenso im Gebäude der Gasser Baumaterialien AG in Haldenstein bei Chur, welches ohne Heizung auskommt, wie auch am grossen Windrad neben dem Bahngeleise im gleichen Ort. Eine zweite von ihm engagiert geförderte Windanlage wurde kürzlich durch die Gemeinde Maienfeld bewilligt.

Jos Gasser zeichnete sich aus durch einen klaren Kompass, höchstes Engagement und chaotische Kreativität, durch Humor und Herzlichkeit ebenso wie durch klare Worte. Er konnte Menschen motivieren und vernetzen – zwischen politischen Lagern, zwischen Wirtschaft und Umweltschutz, zwischen Vision und Machbarkeit. Und er hatte das Glück umgeben zu sein von Menschen, welche ihm halfen, seine vielen, teils verrückten, aber immer zielgerichteten Ideen zu konkretisieren.

Jos Gasser war einer derjenigen überzeugt nachhaltig orientierten Unternehmer, wie sie für eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft nötig sind. Nebst der Baumaterialien AG für Bauprofis gründete er auch «do-it»-Geschäfte für Heimwerker. Dieser Name entspricht auch seinem allgemeinen Programm:

«Do it!». Wir wünschen ihm und uns, dass viele Menschen seine Weitsicht und sein unkonventionelles und engagiertes Denken weitertragen und Jos vor dem inneren Auge sehen, mit wehendem Haarschopf, und ihn in fröhlichem Ton sagen hören: «Das müend mer mache! Do it!».

Mach’s gut, Jos.

Arthur Braunschweig, öbu-Präsident


Bild: fhgr/Julie Cartwright