öbu-Projekt RUSS: Fortschritte für eine kreislauffähige Bauindustrie
In kaum einem Sektor ist das Potenzial für die Wiederverwendung so gross wie in der Baubranche. Etwa zwei Drittel der in der Schweiz anfallenden Abfälle stammen aus der Bauindustrie. Das Projekt "Reuse of Steel Sections" (RUSS) wurde ins Leben gerufen, um zu untersuchen, wie Stahlprofile im Kreislauf gehalten werden können. öbu und eine Allianz von Akteur:innen aus der Schweizer Baubranche haben sich diesem Vorhaben angenommen. Seit rund zwei Jahren leitet öbu das Projekt mit dem Ziel, eine Lieferkette für Re-Use Stahl in der Schweiz zu etablieren. Auf diesem Weg haben wir im Jahr 2023 bedeutende Fortschritte erzielt, und konnten weitere Unternehmen für die Projektidee gewinnen und die Ausweitung auf andere Baustoffe angeregt. Auch die Bildung einer Arbeitsgruppe steht in den Startlöchern.
Vernetzung als Schlüsselfaktor
Im Februar startete RUSS mit mit einer virtuellen Veranstaltung im Rahmen der "öbu-Impuls"-Reihe in das Jahr 2023. Bei dem Anlass beleuchteten wir die Möglichkeiten und Herausforderungen der Wiederverwendung in der Baubranche. Cirkla, das Stahlbau Zentrum Schweiz, GS1 und sumami regten eine Diskussion über den ökologischen Fußabdruck der Bauindustrie und Re-Use-Lösungen an. Wir freuten uns über die grosse Beteiligung über 90 Teilnehmenden und einen interessanten Austausch.
Im Juni organisierte öbu einen physischen Workshop, bei dem Projektleiter Alberto Cerri interessierte Vertreter:innen der Baubranche an einem Tisch zusammenbrachte. Dort wurden konkrete Schritte zur Etablierung einer zirkulären Lieferkette für wiederverwendbaren Stahl diskutiert. Wir freuen uns besonders darüber, dass unsere offene Allianz für die Wiederverwendung wächst und immer wieder neue Partner:innen hinzustossen. Beispielsweise hat sich das öbu-Mitglied Gruner AG beteiligt, ebenso wie die EMPA und viele weitere engagierte Organisationen
Eine Allianz mit Wirkung
Nach vielen Gesprächen und Diskussionen ging es im Sommer auch in die Praxis: In Zusammenarbeit mit dem Amt für Wirtschaft Bern, Kästli Bau AG, HRS und der Bernexpo Group haben wir sichergestellt, dass Stahlträger aus einer alten Bernexpo Festhalle nun in anderen Bauprojekten Verwendung finden. Bei diesem Pilotprojekt wurden mehr als 55 Tonnen Stahlträger zurückgebaut, was zu einer Ersparnis von 22 Tonnen CO2 führte. Die Bernexpo Groupe liess sich von unserem Kreislaufwirtschaftsprojekt RUSS inspirieren, HRS wiederum unterstützte das Projekt, indem sie grünes Licht für den Rückbau der Stahlträger gab. Die Kästli Bau AG sorgte auf der Baustelle für die konkrete Umsetzung.
Zwei CBI Booster für Re-Use Stahl
Gleich zwei unserer Re-Use Projekte in die Bauindustrie überzeugten in diesem Jahr die Jury des CBI Booster und sicherten somit weitere finanzielle Mittel:
Eines der grossen Hindernisse für eine zirkuläre Lieferkette von Re-Use Stahl ist die Sicherung und Einhaltung von Qualitätsstandards. In Zusammenarbeit mit Eberhard, dem Swiss Safety Center und der EMPA haben wir ein Projekt gestartet, das genau hier ansetzt. Gemeinsam arbeiten wir an der Entwicklung eines schlanken und effizienten System zur Prüfung und Qualitätssicherung von Re-Use Stahl. Im Mai überzeugte das Projekt ebenfalls im Auswahlverfahren des CBI Booster, und wir konnten eine Finanzierung sicherstellen. Die Arbeiten schreiten erfolgreich voran und wir werden voraussichtlich im November über die ersten Umsetzungsschritte berichten können.
Neben der Qualitätsprüfung setzen wir uns auch für den konkreten Einsatz wiederverwendeter Stahlprofile ein. Die Wiederaufbereitung der Oberfläche von Stahlprofilen stellt dabei einen weiteren wichtigen Schritt dar, um Re-Use Stahl problemlos zu verwenden. Mit Immobilien Basel, zirkular, Eberhard und der Fachhochschule OST haben wir am 28. September eine zweite CBI Booster Förderung gewonnen.
Re-Use auch für weitere Baustoffe
Nach unseren positiven Erfahrungen und der grossen Resonanz auf die Wiederverwendung von Stahl arbeiten wir an einer Ausweitung des Projekts. Künftig möchten wir auch die Wiederverwendung von gesägten Betonblöcken in der Schweiz fördern. Unsere Erkenntnisse aus den Stahlprojekten möchten wir nutzen, um auch in weiteren Anwendungsgebieten zirkuläre Lieferketten zu etablieren. Bei diesem Vorhaben arbeiten wir ebenfalls am Aufbau einer Allianz aus Unterstützer:innen, und wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit Conspark (FlorianRobineck) und performance engineering (Alex Frei). Erste Gespräche führen wir auch mit Partner:innen aus der Holzbranche.
Wo wollen wir hin?
Mit einer koordinierten zirkuläre Lieferkette für Strukturteile aus Stahl, Beton und Holz geht die Schweizerische Bauindustrie einen wichtigen Schritt in Richtung zirkuläres Bauen.Unsere Vision ist es, diese Baustoffe in einer zirkulären Lieferkette zu vereinen und eine gemeinsame, landesübergreifende Plattform für den Datenaustausch zu schaffen. Mit RUSS zeigen wir, dass Wandel durch Kollaboration und Vernetzung möglich ist.
Möchten auch Sie Teil des Netzwerks werden oder mehr über RUSS erfahren?
Alberto Cerri, öbu-Projektleiter Kreislaufwirtschaft, freut sich auf den Austausch!
Kontakt
cerri@oebu.ch
