
Kreislaufwirtschaft im Bau: öbu-Initiative «Wiederverwendung in der Bauindustrie» erhält mediale Aufmerksamkeit
Reuse rückt ins Blickfeld
Was bislang vor allem an Fachveranstaltungen und in den öbu-ERFA-Treffen diskutiert wurde, rückt nun verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung: Die Wiederverwendung von Baumaterialien wie Stahl, Holz oder Beton gewinnt an Sichtbarkeit und gesellschaftlicher Relevanz. Beiträge im SRF und zuvor im RSI zeigen deutlich, dass das Thema Reuse in der Bauwirtschaft zunehmend an Dynamik gewinnt.
Alberto Cerri, Projektleiter Kreislaufwirtschaft bei öbu, wurde im Rahmen des GS1 Excellence Day 2025 medial begleitet. Dort stellte öbu gemeinsam mit dem Mitglied GS1 Switzerland den eigens entwickelten Digitalen Produktpass (DPP) für Reuse-Stahlträger vor. Dieser dient als zentrales Instrument zur Rückverfolgbarkeit und Informationsspeicherung von (Bau-)Materialien und legt damit die Grundlage für transparente, zirkuläre Lieferketten im Bausektor.
Dass das Thema in einem nationalen Fernsehbeitrag aufgegriffen wurde, macht deutlich: Reuse ist kein Nischenthema mehr. Es wird zunehmend als praxisnahe Antwort auf Klimaziele, Ressourcenknappheit und Innovationsdruck im Bauwesen verstanden und sendet klare Signale an Politik, Bauherrschaften und die gesamte Branche.
Funktionsfähige Lieferketten als Schlüssel für Reuse
Die Berichterstattung zeigt: Reuse ist machbar. In Basel etwa wurden beim Rückbau der alten BVB-Busgarage rund 300 Tonnen Stahl ausgebaut; Ein Drittel davon wird im Neubau wiederverwendet, der Rest in anderen Projekten des Kantons. Die Prozesse rund um die Wiederverwendung, von der Demontage über Transport, mögliche Aufbereitung, Qualitätssicherung und Re-Zertifizierung bis hin zur Zwischenlagerung und dem Wiedereinbau, sind grundsätzlich machbar, aber bislang wenig etabliert. Damit sie einfacher, zuverlässiger und wirtschaftlicher umgesetzt werden können, braucht es funktionierende und standardisierte Lieferketten für Reuse. Nur so lassen sich Aufwand und Kosten nachhaltig reduzieren.
„Wenn wir die Wiederverwendung von Bauteilen industrialisieren wollen, dann müssen wir so weit kommen, dass ein Reuse-Bauteil wie ein neues einfach bestellt werden kann“
erklärt Alberto Cerri im SRF-Beitrag.
Klimafreundliches Bauen
Die Bauwirtschaft gehört zu den grössten Verursachern sogenannter grauer Emissionen in der Schweiz - also Treibhausgase, die bei der Herstellung von Baumaterialien entstehen. Bislang wird das Potenzial zur Emissionsreduktion durch Wiederverwendung wenig ausgeschöpft.
Die öbu-Initiative setzt genau hier an. Mit der Grundlagenschaffung, Netzwerkaufbau, Begleitung von Pilotprojekten und Impulsen auch an die Politik wird daran gearbeitet, Reuse als festen Bestandteil der Baupraxis zu verankern. Entscheidende Hebel dabei sind: standardisierte Prozesse, Logistik, rechtliche Klarheit, wirtschaftliche Modelle und eine stärkere öffentliche Wahrnehmung.
Dass das Thema nun breitere mediale Beachtung findet, ist deshalb mehr als ein Achtungserfolg. Es zeigt, dass Reuse gesellschaftlich, wirtschaftlich und ökologisch an Bedeutung gewinnt.