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Markushofmann

Food Waste & Armut gleichzeitig reduzieren

- Von September bis November 2021 können in Arbon lebende und von Armut betroffene Menschen online Lebensmittelpakete bestellen. Die Lebensmittel stammen u. a. von regionalen Produzenten, welche diese ansonsten entsorgen müssten. Die regionale Online-Lebensmittelabgabe ist ein Pilotversuch des Vereins «Mehr als zwei». Interessierte kleine und grosse Lebensmittelproduzenten werden laufend gesucht.

Mit der Online-Lebensmittelabgabe erhalten von Armut betroffene Menschen einfacher und zeitgemässer Zugang zu Lebensmitteln. Zugleich werden Lebensmittelüberschüsse von regionalen Produzenten zum Verzehr zugänglich gemacht und vor der Entsorgung bewahrt. Der Verein «Mehr als zwei» testet in Arbon von September bis November 2021 die Online-Lebensmittelabgabe zum ersten Mal regional und in Zusammenarbeit mit einer Gemeinde.  

Dringend nötige Ergänzung zum bestehenden Angebot Fehlende Mobilität, gesundheitliche Einschränkungen, limitierte und sich mit Arbeitszeiten deckende Öffnungszeiten oder schlicht die Scham erschweren von Armut betroffene Menschen, die stationären Lebensmittel-Abgabestellen aufzusuchen. Die Online-Lebensmittelabgabe bietet hier die nötige Ergänzung.  

Auf lebensmittelabgabe.ch können sich von Armut betroffene Menschen aus Arbon ab sofort anmelden. Von September bis November 2021 haben sie alle 2 Wochen die Möglichkeit, ein Lebensmittelpaket auszuwählen und gegen einen Unkostenbeitrag von CHF 10 zu bestellen. Der effektive Warenwert beträgt für die rund 10 Kilogramm schweren Pakete zwischen CHF 50 und 80. Nach Hause geliefert werden die Lebensmittelpakete von der Post.  

Regionaler Ansatz bietet deutliche Vorteile Der regionale Ansatz ist für die Online-Lebensmittelabgabe aus mehreren Gründen ideal: Regionale Netzwerke und auch kleine Produzenten können ihre Überschüsse effizient abgeben, die kurzen Transportwege sparen Kosten und Ressourcen, das Beilegen von Frischprodukten ist möglich und Gemeinden können aktiv Armut und Food Waste reduzieren und eine Kreislaufwirtschaft fördern.

Für die Stadt Arbon profitieren alle, wie sich Reto Stacher, Leiter Bereich Gesellschaft, äussert: «Wir glauben daran, dass die Online-Lebensmittelabgabe eine wertvolle Ergänzung zum bestehenden Angebot der Lebensmittel-Abgabestelle Tavola sein kann. Und dass sie neue Möglichkeiten schafft für Menschen, welche die Tavola nicht aufsuchen können oder wollen.» 

Food-Care Ostschweiz unterstützt als Partnerin das Projekt in der Beschaffung und Logistik. Interessierte kleine und grosse Lebensmittelproduzenten werden laufend gesucht. 

Ein umsetzbarer Leitfaden für andere Gemeinden

Die zeitlich begrenzte Online-Lebensmittelabgabe in Arbon dient dem Verein «Mehr als zwei» als Pilotversuch. Anfang 2022 wird «Mehr als zwei» die Erfahrungen aus Arbon auswerten und anderen interessierten Gemeinden, karitativen Organisationen, Sozialunternehmen und Vereinen kostenlos in Form eines umsetzbaren Leitfadens zur Verfügung stellen. So, dass die Online-Lebensmittelabgabe zukünftig auch an anderen Orten in der Schweiz Armut und Food Waste reduziert.

Die Online-Lebensmittelabgabe

Jährlich entsorgen wir in der Schweiz rund 2,8 Millionen Tonnen noch geniessbare Lebensmittel. Gleichzeitig leben rund 735’000 Menschen – jede 11. Person in der Schweiz – in Armut. Dieser Absurdität hat sich der Verein «Mehr als zwei» angenommen und mit Unterstützung der Mercator Stiftung im 2020 einen Prototyp für die Online-Lebensmittelabgabe entwickelt. Die Auswertung zeigte, dass der Bedarf real ist und für die Weiterführung ein regionaler Ansatz vielversprechend ist. Mit der Stadt Arbon hat der Verein eine Partnerin gefunden, um die Online-Lebensmittelabgabe erstmals mit regionalem Fokus zu pilotieren. Weitere Informationen unter https://mehralszwei.ch/lebensmittelabgabe

Der Verein «Mehr als zwei»

Der Verein mit Sitz in Zürich verwirklicht gute Ideen, deren Zeit gekommen ist. Bis 2023 liegt ihr Fokus auf einem sinnvollen Umgang mit Nahrung und dem Vermeiden von Lebensmittelverschwendung. Ihre Projekte werden unter anderem von Generation M, dem Nachhaltigkeitsprogramm der Migros, und der Mercator Stiftung unterstützt.

Weitere Informationen unter www.mehralszwei.ch 

Sie möchten das Projekt unterstützen? Kontaktieren Sie bei Interesse Olivia Menzi, Präsidentin des Vereins Mehr als zwei: olivia@mehralszwei.ch

Quelle: Foto & Text: Verein mehr als zwei